Finanzexperten, die jeder kennt – Unbrauchbare Finanztipps

Wenn es darum geht, gute Informationen zu bekommen, wie und wo du dein Geld anlegen kannst, dann kannst du dies gut mit der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleichen. Informationen gibt es nicht nur genug, es gibt viel zu viele davon. Wirklich gute Informationen allerdings gibt es nur an wenigen Stellen.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie lange sich manche Menschen beispielsweise damit beschäftigen, ein Auto zu kaufen. Da wird monatelang überlegt, es wird jedes Detail recherchiert – vom Hubraum, über Ersatzteilkosten bis hin zum idealen Drehmoment für eine optimale Leistungsabgabe.

Wenn es aber um Geldanlage geht, dann wird jedem Hinweis völlig ungeprüft gefolgt, egal ob von Bankern, Versicherungsvertretern oder irgendeinem Bekannten. Diesem Tipp wird dann ohne eigene Recherche oder einfach nur durch einen flüchtigen Blick auf einen hübsch aussehenden Kursverlauf in der Vergangenheit, das hart verdiente Geld hinterhergeworfen.

8 Finanzexperten, die jeder kennt oder noch kennenlernen wird

Mit etwas Humor serviere ich dir daher hier meine Hitliste der „unbrauchbaren Finanzberater“. Genieße sie, aber bitte denk am Ende auch ein wenig drüber nach, wenn du den nächsten „heißen Tipp“ bekommst.

1. Der nachträgliche Besserwisser

Er ist hervorragend darin, dir zu erzählen, dass es schlau gewesen wäre, wenn du vor 25 Jahren die Microsoft-Aktie gekauft hättest oder vor dem ersten iPhone ein paar von Apple und er rechnet dir dann vor, was für eine Entwicklung du verpasst hast, weil du damals nicht weitsichtig genug warst, diese Chance zu erkennen. Man braucht nicht zu erwähnen, dass der Besserwisser diese Aktien damals natürlich ebenfalls nicht erkannt und auch niemals besessen hat. Er macht dir nur ein schlechtes Gewissen und führt dich eventuell dazu, unüberlegte Dinge zu tun, um „nachträglich“ doch noch gut dazustehen.

2. Der konservative Standard-Prediger

Dieser Tippgeber erzählt dir immer wieder über die gleichen langweiligen Standardwerte, die mal wachsen und mal fallen, weil sie bekannte Namen haben und somit erstmals eine positive Assoziation bei dir auslösen. Ein Daimler ist ja bekanntlich ein anerkannt solides Auto… Das heißt jedoch nicht, dass das auch eine gute Aktie ist, also dass du mit einer Investition in diesen Titel ein dauerhaftes stabiles Wachstum erreichen wirst. Es bedeutet nur, dass du hier was siehst, was du irgendwie schon ein wenig kennst und das dir daher irgendwie vertraut ist. Was soll da schon schief gehen?

3. Der Hitparaden-DJ

Er spielt alljährlich zur Weihnachtszeit den Dauerbrenner „Das sind die Top-Aktien des kommenden Jahres“, gefolgt von einer Liste an Titeln, zu denen in einigen wenigen Zeilen kurz erzählt wird, wie man zu dieser Meinung gekommen ist. Sehr oft bestückt mit allgemeingültigen Begründungen („hervorragendes Produktportfolio“), auf die Art kann man Teile der Liste immer wieder verwenden. Es mag sogar sein, dass hier ausgiebig recherchiert wurde. Ich habe nur noch selten mal gesehen, dass das dann auch fundiert dargelegt wird. Noch seltener habe ich im Jahr darauf einen Bericht gelesen „Hier lagen wir richtig, und da lagen wir total falsch“.

Im schlimmsten Fall serviert man dir im Januar Unternehmen und Fonds, die letztes Jahr super liefen mit Titeln wie „Das waren die Gewinner des letztewn Jahres“. Das bedeutet jedoch fürs kommende Jahr einfach mal überhaupt nichts und für eine Langfristanlage sind derartige Überschriften allesamt ein Widerspruch. Du willst ja gerade nicht andauernd umschichten müssen.

Nicht jeder, der im Mantel des Finanz-Profis daherkommt, will wirklich etwas Gutes für dich. (Quelle: CTW)

Nicht jeder, der im Mantel des Finanz-Profis daherkommt, will wirklich etwas Gutes für dich. (Quelle: CTW)

4. Der High-Speed Junkie

Anlegen, das war doch (vor)gestern! Die Welt hat sich geändert! Zum Frühstück kaufen, beim Abendessen Kasse machen. Das ist das Credo des Daytraders. So geht das heute. Er kann dir zwar nicht erzählen, was sich bei dem soeben gekauften Unternehmen innerhalb nur eines einzigen Tages großartig verändert haben soll, aber er ist unheimlich überzeugt, dass man so heutzutage sein Geld „anlegt“. Bewegung ist gefragt. Wer nicht ständig einen Deal macht, der kann nicht erfolgreich sein.

Ich persönlich bin übrigens davon überzeugt, dass die Banken das bei einem Meeting „Wie steigern wir nachhaltig unseren Umsatz?“ erfunden haben. Schließlich leben sie von den Transaktionsgebühren. Ein routinierter Anleger hat sich diesen Schwachsinn jedenfalls sicher nicht einfallen lassen.

5. Der Schweinehirt

Wenn jemand meint, er muss dich ständig mit Neuheiten auf Trab halten, dann gibt es in unserer Gegend dafür den Spruch „man muss halt jede Woche eine neue Sau durchs Dorf treiben“.

In Sachen Geldanlage übernehmen diese Rolle sehr gerne die vielen Finanzblättchen und die Nachrichtensender. Infolge des hohen Konkurrenzdrucks haben sie allesamt das Problem, dass sie um deine Aufmerksamkeit buhlen müssen. Auflage und Einschaltquoten entstehen nun mal nicht dadurch, dass man dir ein einziges Mal etwas Gutes empfiehlt und dann 10 Jahre lang berichtet, dass es immer noch gut läuft. Aufmerksamkeit bekommt immer nur derjenige, der dich ständig mit neuen Informationen bewirft, permanent neue Meldungen bringt, „Experten“ befragt, geschäftige Hektik verbreitet und Panikmache betreibt. Dazu noch haben die Medien immer auch ihre Anzeigen- und Werbekunden, die vom Trading leben. Da ist es eher unangebracht, den Lesern und Zuschauern ständig eine passive Strategie zu empfehlen, nicht wahr? Also treibt man die Herde eben beständig an. Dem Verlag bzw. dem Sender hilft das in jedem Fall!

6. Der Superbörsianer aus der Nachbarschaft

Er erzählt dir und jedem anderen den er kriegen kann unglaublich gerne von seinen ebenso unglaublichen Erfolgen. Irgendwie hat der es drauf. Jeder Schuss ein Treffer. Er hat glaub auch mal von einem Verlust erzählt. Ein Mal, aus Bescheidenheit womöglich. Um mit ihm zu reden, habe ich genau einen Rat für dich: frag ihn „Wo liegt denn deine Yacht, Monte oder Monaco?“ Du wirst sehen, das Gespräch wird danach gleich viel weniger beeindruckend.

7. Die Müllabfuhr

Da hat man irgendwann tatsächlich eine richtig doofe Aktie gekauft. Ein markt-enger „Pennystock“ (= Aktien mit einem Preis im Cent-Bereich). Man hatte sich viel davon versprochen, aber passiert ist nichts. Das Geld liegt untätig herum oder das Papier liegt sogar im Minus. Aber zum Glück ist man Herausgeber eines Börsenbriefs. Da hat man doch einen Haufen Leute, die einem von den Lippen saugen, was man tun soll. Also ab auf die Titelseite damit, die Leser kaufen… und Wunder, oh Wunder: man hat es doch gewusst! Das Papier steigt und steigt, wie angekündigt – genau 2 Wochen lang. Dann platziert der Börsenbrief-Herausgeber seine Verkaufsorder. Gemein? – Das gab es schon öfter als du denkst. Auf diese Art werden immer mal wieder Fehlspekulationen entsorgt, auf Kosten der Abonnenten.

8. Der „Da kannst du dein ganzes Geld verlieren“- Bekannte

Er hat es mal probiert. Irgendwo stand er mal dabei wo sich zwei über die Aktie XY unterhalten haben und was sie damit an Plus gemacht haben. Also hat er schnell den Kursverlauf angeschaut – wow, der geht (ging) ja ab! Am Nachmittag hat er seinen Bankberater angerufen und hat auch mal für 500 Euro gekauft. Was das für ein Unternehmen ist, das weiß er nicht genau. Was die machen – auch nicht. Warum die zuletzt so gestiegen sind – ach was soll’s, bei den anderen hat es ja auch geklappt.


Natürlich ist der Kurs nach seinem Kauf nicht mehr gestiegen. Im Gegenteil. Nach einem kleinen Gewitter mit etwas Ab und Auf ist er deutlich eingebrochen. Seither schaut er jedes Wochenende auf den Kurs, wartet auf sein Geld und erzählt aber auch wirklich jedem, was die Börse für ein gefährliches Pflaster ist.

Was kannst du dagegen tun?

Es ist schwer, dieses ständige Rauschen aus dem Leben zu verbannen, wenn man einmal damit begonnen hat, seinen Vermögensaufbau in die Hand zu nehmen. Sehr gerne hört man Rat, man kann schließlich nicht alles wissen und alles im Blick behalten. Zu gerne hört man zudem von tollen Erfolgen und ist geneigt, sie nachmachen zu wollen.

Das einzige, was dir wirklich hilft ist, dass du dir immer wieder in Erinnerung rufst, dass dies alles Meinungen sind und keine Fakten. Manche Tippgeber haben sich mit Sicherheit was überlegt dabei, andere nicht so sehr und wieder andere verfolgen gar kein anderes Ziel, als ihr ureigenes, während du dabei nur Manövriermasse bist.

Daran, dass du ganz persönlich mit deiner Vermögensbildung voran kommst ist genau eine Person am meisten interessiert, nämlich du selbst. Daher gilt für dich: bleib dran. Informiere dich. Hinterfrage jede Erfolgsmeldung, die du aufschnappst und mach dir dein eigenes Bild, bevor du eine Investition tätigst. Ich nehme mich dabei nicht aus: Das gilt auch für die Empfehlungen, die du auf meinen Seiten findest. Auf dieser Internetseite versuchen wir möglichst nachvollziehbar Empfehlungen zu formulieren und eine langfristige Anlagestrategie zu vermitteln. Falls du bei Aussagen anderer Meinung bist, kannst du uns gerne einen Kommentar hinterlassen.