Meine Regeln zur Aktienauswahl – Worauf sollte ich bei der Auswahl von Aktien achten?

Die Aktienauswahl für Privatanleger ist alles andere als einfach: Die richtige Wahl kann langfristig eine beeindruckende Rendite bedeuten. Wenn sich die Aktienauswahl allerdings als nicht so gut herausstellt und sich das Unternehmen nicht wie gewünscht entwickelt können auch hohe Verluste die Folge sein.

Ich beschäftige mich seit 1996 der Börse und meiner Vermögensbildung und habe in den Jahren seit damals alles mitgemacht – einige Höhenflüge, ein paar echte Glückstreffer, Teil- und Total-Verluste, die Russland-Krise 1998, den Internet-Boom bis zum Frühjahr 2000 und auch den nachfolgenden Börsencrash. Im Laufe der Zeit habe ich für mich einige Kriterien bzw. Regeln festgelegt, die ich bei der Auswahl meiner Aktien konsequent verfolge. Seit ich diese Regeln beharrlich berücksichtigt habe, bin ich mit meinen Einzelaktien sehr erfolgreich unterwegs.

Ich habe bereits beschrieben, dass ich für die langfristige Vermögensbildung eine passive Anlagestrategie mit Indexfonds am Besten finde, da diese für den Privat-Anleger sehr transparent und kostengünstig sind. Außerdem sind Indexfonds vor allem für Einsteiger ideal, da deren Strategie sehr leicht verständlich und auch die Auswahl eines guten Indexfonds zumeist leichter ist, als die einer Aktie. (mehr: „Was ist ein Indexfonds (passive Fonds)? Unterschiede zu aktiven Fonds“)

Zusätzlich zu deinem passiven Basis-Investment in Indexfonds ist es jedoch möglich, deinem Anlageprofil auch Aktien beizumischen, um deinem Depot den Turbo zu versetzen. Bei der richtigen Wahl der Aktien kannst du dabei sehr gute Renditen erzielen. Diese Aspekte habe ich im Artikel „Langfristiger Vermögensaufbau mit Aktien – Der Turbo für dein Depot“ beschrieben.

Im Folgenden möchte ich dir meine sieben Grundregeln für die Aktienauswahl beschreiben und dir damit meine Strategie bei der Auswahl von Aktien nahelegen.

7 Regeln für die Aktienauswahl

Wenn du bei der Beurteilung von Aktien den folgenden Qualitäts-Gesichtspunkten stets sehr genau folgst, dann kannst du deiner Vermögensbildung ausser Indexfonds auch Einzelaktien hinzufügen, ohne jede Woche kontrollieren zu müssen, ob da auch noch alles auf Kurs ist und ohne ständig Titel tauschen zu müssen:

Regel 1: Unverzichtbarkeit

Wähle Unternehmen, die Güter des täglichen Bedarfs herstellen und die hierbei eine gute Gewinnspanne erzielen können. So verzichtet zum Beispiel keine Mutter auf das nächste Paket Säuglingswindeln und niemand lässt die Zahnpasta weg, nur weil im Fernsehen gerade darüber berichtet wird, dass die Konjunktur zu lahmen beginnt.

Regel 2: Perspektive

Wähle Unternehmen, die als Marktführer ein Segment bedienen, welches aufgrund von langfristigen Trends eine hervorragende Zukunftsperspektive hat. Die demographische Überalterung der Bevölkerung ist zum Beispiel ein solcher Markt. Das ist für Medizin- und Unterstützungsprodukte eine (leider) hervorragende Perspektive.

Regel 3: Gewinnmöglichkeiten, steigende Dividende

Wähle Unternehmen, die in der Lage sind, dauerhaft hohe und weiter steigende Dividenden zu bezahlen. Diese Unternehmen erwirtschaften regelmäßig gute Gewinne, sonst könnten sie keine Dividende auszahlen („Dividendenstars“) (Effekt steigender Dividenden auf deine Rendite). Folglich sind sie sehr gesund. Achtung: es gibt Unternehmen wie die deutsche Telekom, die in einem oder mehreren Jahren enorme Dividenden zahlen. Aber nicht wegen guten Gewinnen, sondern um die wegen gefallener Kurse aufgebrachten Aktionäre zu beruhigen. Diese Unternehmen meine ich nicht.

Regel 4: Krisenfestigkeit

Wähle Unternehmen, die Krisenzeiten erfolgreich überstanden haben. Diese Unternehmen haben bewiesen, dass sie mit Konjunkturschwächen, Problemsituationen, Strategiewechseln und Marktveränderungen gut zurechtkommen. Wer erinnert sich noch an das Thema „Rinderwahn“ in 2002/2003? Schau mal die MacDonalds-Aktie (WKN 856958) an, was seither passiert ist.

Regel 5: Beständigkeit

Wähle Unternehmen mit langer Börsenpräsenz, das heißt mit nachvollziehbarem Erfolg. Newcomer mit vielversprechender Zukunft, aber noch hohem Risiko des Scheiterns scheiden direkt aus. Man wird beispielsweise sehen, ob Tesla am Ende tatsächlich das Rennen macht. Denke nur an das Schicksal des „neuen Marktes“ in den 90er Jahren. Erinnerst du dich noch an einen der damaligen „Highflyer“? Nur Amazon ist von den damals superheiß und hoch gehandelten Unternehmen noch wirklich präsent. (Nein, Amazon zählt nicht zu meinen Favoriten. Das in der Tat beeindruckende Wachstum seit 2010 bis heute ist mir noch zu kurz, um mich als Langfristanleger zu überzeugen.)

Regel 6: Schwankungsresistenz

Suche Unternehmen die gegenüber den Konjunkturschwankungen der Wirtschaft weitgehend resistent sind. Denn nur so ist ein dauerhaftes und konstantes Wachstum möglich. Ein Beispiel: Wer verzichtet in wirtschaftlich schlechten Zeiten auf dringend benötigte Medikamente?

Regel 7: Risikostreuung

Wenn du deinem passiven Depot Aktien beimischst, setze nicht überproportional auf eine Auswahl von Wertpapieren aus dem aktuellen Modesegment (Trends am Aktienmarkt). oder einer Branche. Es ist vielmehr extrem wichtig, das Risiko von Einzel-Investitionen nach und nach auf ca. zehn verschiedene Aktien aus verschiedenen Branchen zu verteilen, um Schwächephasen einzelner Aktien mit den Erfolgen aus den anderen Bereichen abfedern zu können. Das heißt nicht, dass du erst genug Geld einsammeln musst, um 10 Aktienpositionen auf ein Mal einkaufen zu können. Es ist jedoch wichtig, dass du nicht alles Geld in die eine Aktie steckst, an die du am meisten glaubst.

Beziehe bei deiner Auswahl in jedem Fall diese Branchen ein:

  1. Konsumgüter/Lebensmittel (hier vor allem die Hersteller von Markenartikeln)
  2. Kosmetik und Hygiene (auch hier Markenartikel)
  3. High Tech
  4. Pharma/Medizin
  5. Energie

Zusätzlich kannst du je einen Vertreter aus diesen Bereichen hinzuwählen:

  1. Finanzen
  2. Chemie
  3. Handel
  4. herausragende Mischkonzerne, die mehrere Bereiche bedienen

Seit ich diese Regeln beharrlich berücksichtigt habe, bin ich mit meinen Einzelaktien sehr erfolgreich unterwegs. Natürlich heißt das nicht, dass ich nicht trotzdem mit Einzelaktien heftige Krisenzeiten zu überstehen hatte. Auch das Einhalten aller oben genannter Punkte ist keine Einbahnstraße nach oben. Bis auf wenige Ausnahmen, in denen dann doch ein Ausstieg notwendig war, habe ich damit einen sehr guten Erfolg realisiert.

Diese Aspekte sollten bei der Aktienauswahl keine Rolle spielen…

Neben den oben aufgeführten Regeln möchte ich dir auch Aspekte aufzeigen, die bei deiner Aktienauswahl nie eine Rolle spielen sollten:

  • „Brandheiße Geheimtipps“ (vom Kollegen, vom Fernsehen, oder von wem auch immer). Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass es Tipps geben kann, die wirklich gut sind, d.h. wenn diese mit den obigen Regeln zusammenpassen steht einer Investition nichts im Wege.
  • die „Aktie der Woche“ aus irgendeinem Nachrichtenblatt
  • sogenannte „Turn-Around“-Kandidaten (also Aktien, die zuletzt massiv an Wert verloren haben und deren Unternehmen gerade einen hoffnungsvollen Strategiewechsel vornehmen, um die alten Umsätze und Höchststände wieder zu erreichen)
  • die alljährlichen Kandidaten aus Artikeln wie „Das sind die Top-Aktien für 2016“, da diese ja schon per Definition nicht länger halten als ein Jahr
  • die Standard-Aktien von Standard-Unternehmen, die jeder hat, weil man den Namen schon so lange kennt und jeder weiß, was das ist (Opas berühmte Daimler-Aktie). Das Kriterium „altes Bekanntes Unternehmen“ hat nämlich mit Sicherheit und stabilem Wachstum nicht das geringste zu tun.
  • …und ähnliches, was sich sonst noch so aufschnappen lässt.

Am Aktienmarkt kann es auch zu einer Blasenbildung kommen, wenn der Markt ohne fundierte Gründe einem Trend folgt. Wie du das Risiko von einer Aktienblase in deinem Depot verringern kannst, habe ich in einem extra Artikel beschrieben.

Fazit: „Lege dir Regeln zurecht und berücksichtige diese bei jedem Aktienkauf“

Da die Aktienauswahl ein entscheidender Faktor für den späteren Erfolg der Investition ist, solltest du diese geordnet, d.h. sehr überlegt und nach festen Regeln ablaufen lassen. Dadurch wird jede Entscheidung rational nachvollziehbar. Das hilft dir, deine Entscheidungen im Nachhinein auch nüchtern zu beurteilen.

Ich empfehle dir, eine persönliche Checkliste für die Aktienauswahl zu erstellen und diese konsequent zu berücksichtigen. Meine sieben Regeln kannst du dabei als Anhaltspunkt nehmen. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich dir dies nur ans Herz legen.

Meine Strategie bei Aktien ist langfristig orientiert – und so ist auch meine Aktienauswahl nicht aggressiv, d.h. ich wähle stets Titel, die langfristig eine gute Perspektive bieten. Das bewahrt mich auch davor, mich ständig um mein Depot kümmern zu müssen. Die Vermögensbildung ist schlussendlich ja ein (Finanz-)Ziel und kein Hobby.